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KW 12  19.03.2024  03:25

Landesfeuerwehrschule Schleswig-Holstein
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Die Geschichte der Landesfeuerwehrschule Schleswig-Holstein

1935: Entscheidung für den Standort Harrislee


Die Arbeitervolkshochschule um 1930

Mit dem preußischen Gesetz über das Feuerlöschwesen vom 15. Dezember 1933 hatten die Planungen für eine Feuerwehrschule in Schleswig-Holstein eine neue Grundlage.

Die Kreis- und Provinzialfeuerwehrverbände erhielten die Rechtsstellung einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Dem Provinzialfeuerwehrverband oblag die Einrichtung und Unterhaltung einer Provinzialfeuerwehrschule sowie die Veranstaltung von Ausbildungslehrgängen im Feuerlöschwesen. Auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück standen Objekte in Eckernförde, Kronshagen, Plön, Neumünster, Suchsdorf und das Herrenhaus Stift zur Diskussion.

Die Entscheidung für eine neue Feuerwehrschule nahm überraschend eine ganz andere Richtung: Der Kreiswehrführer des Landkreises Flensburg schulte Anfang 1935 seine Wehrführer und Löschzugführer in einem je einwöchigen Lehrgang während drei Wochen in der Arbeitervolkshochschule in Harrislee. Die Arbeitervolkshochschule war 1928 erbaut worden. Sie stand seit 1933 leer. Man suchte einen neuen Nutzer und bot sie auch dem Provinzialfeuerwehrverband an. Das Gebäude schien für den Zweck der Feuerwehrausbildung ideal geeignet. Entscheidend war die Finanzierung: Ein Neubau hätte rund 300.000 Reichsmark gekostet. Das Gebäude in Harrislee dagegen sollte voll eingerichtet nur 22.000 Reichsmark kosten. Das Grundstück stand durch Eintritt in den Erbbaurechtsvertrag unentgeltlich zur Verfügung.
 


Schulungshaus der freiwilligen Feuerwehren
in Harrisleefeld, 1936

 


1935 bis 1936: Ausbau für den Übungsbetrieb

Mit der Entscheidung für Harrislee stand fest, dass das vorhandene Gebäude ohne wesentliche Umbauten nutzbar war, für eine Feuer­wehrschule aber weitere technische Gebäude errichtet werden mussten. Nachdem die Verträge geschlossen und die Finanzierung gesichert war, konnte mit den Arbeiten begonnen werden.
Im Jahre 1937 wurde der ein Hektar große Übungsplatz befestigt. Das Übungsdach aus Stroh wurde 1940 durch ein Fachwerkhaus mit Strohdach ersetzt. Von 1938 bis 1943 wurde von den Lehrgangsteilnehmern und dem Personal der Feuerwehrschule in Eigenleistung (beim Frühsport und in der Freizeit) die Gerätehalle zur Aufnahme der Schlauchreparaturwerkstatt und des Schlauchlagers unterkellert.

 


Übung mit der Handdruckspritze 1936

 


19. Oktober 1936: Der erste Lehrgang

Endlich war es soweit. Die Provinzialfeuerwehrschule konnte eröffnet werden. Der erste Lehrgang begann am 19. Oktober 1936 mit 29 Teilnehmern.

An der Schule konnte jeweils ein Lehrgang zur Zeit durchgeführt werden. Einheitliche Ausbildungspläne für die Lehrgänge gab es noch nicht. Sie wurden erst später durch die Reichsfeuerwehrschule Eberswalde erarbeitet und eingeführt.

Das Gesetz über das Feuerlöschwesen vom 23. November 1938 bringt eine wichtige Änderung:

Der Provinzialfeuerwehrverband wird aufgelöst. Die Provinz Schleswig-Holstein wird Trägerin der Feuerwehrschule.
In den ersten Jahren können jedes Jahr rund 1.000 Teilnehmer in 4-, 6- oder 10-tägigen Lehrgängen geschult werden. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verdoppelte sich diese Zahl.

 


Löschzugführerkurs aus dem Jahr 1938

 


1940 bis 1945: Die Kriegszeit

Bei Ausbruch des Krieges wurde die Feuerwehrschule zunächst für vier Wochen als Hilfskrankenhaus und vom 12. Mai bis 30. Juni 1940 mit dem Feuerschutzregiment Sachsen belegt. Dieses Regiment lag in ständiger Bereitschaft, um überörtlich nach Luftangriffen eingesetzt zu werden.

In dieser Zeit wurden keine Lehrgänge durchgeführt. Stattdessen gab es umfangreiche Kurzschulungen in den Kreisen. Mit den Kreisbrandmeistern und Kreisausbildern wurden in 205 Ortschaften in Schleswig-Holstein 309 Führer und Unterführer, 2.458 Männer und 188 Maschinisten geschult und mit den besonderen Brandschutzaufgaben durch Kriegseinwirkungen vertraut gemacht.

Für die im Heimatdienst verbliebenen Männer und später auch Frauen (Feuerwehrhelferinnen) wurden besondere Lehrgänge für den Brandschutz durchgeführt. Aus den Kräften der Feuerwehrschule, den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Harrisleefeld und den jeweiligen Lehrgangsteilnehmern wurde eine sogenannte mobile Einheit (Bereitschaft) aufgestellt. Diese Bereitschaft wurde im wahrsten Sinne des Wortes an die „Brennpunkte“ nach Bombenangriffen entsandt. Der Gerätebestand der Feuerwehrschule erreichte für diese Aufgaben im Kreise bis zu zwölf Löschfahrzeuge sowie Sonderfahrzeuge und Gerätschaften.

Der Schuldirektor lenkte in seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Abschnittsinspekteur für Schleswig-Holstein sämtliche überörtlichen Einsätze der Feuerwehren. 86 solcher Einsätze waren erforderlich; bemerkenswert war der Einsatz 1943, als in Hamburg 4.000 Feuerwehrleute aus Schleswig-Holstein eine ganze Woche eingesetzt waren.

 


Luftbild aus den 40er Jahren

 


1946 bis 1954: Die Zeit in Eckernförde

Am 18. Mai 1945 wurde die Feuerwehrschule für eine englische Einheit beschlagnahmt. Später befand sich dort ein Offizierskasino der norwegischen Besatzungsangehörigen.


Wasserentnahme am Eckernförder Noor 1953 (Bereitschaftspolizei mit Ausbildern der LFS, Foto aus dem Nachlass von Kurt Grootkopp)

  

Eine zentrale Ausbildung der Freiwilligen Feuerwehren an einer Landesfeuerwehrschule wurde weiterhin für notwendig erachtet. Deshalb ging die Trägerschaft auf das neu gebildete Land Schleswig-Holstein über. Die Landesfeuerwehrschule wurde in § 4 Feuerschutzgesetz vom 03. Februar 1948 verankert. Eine neue Bleibe fand die Landesfeuerwehrschule gemeinsam mit der Polizei in der Kasernenanlage Eckernförde-Carlshöhe. Unter schwierigsten Umständen wurde im September 1946 der Lehrbetrieb wieder aufgenommen. Wöchentlich konnte nur ein Lehrgang durchgeführt werden. In dieser Zeit wurde die Schule von Hauptbrandmeister Hinrich Lohse geleitet, bis am 01. April 1951 Jonny Matthiesen als Direktor der Landesfeuerwehrschule wieder sein Amt übernahm.

Die beengten Verhältnisse in Eckernförde und die zunehmenden Raumwünsche der Polizei erschwerten den Lehrgangsbetrieb. Deshalb bemühte man sich bereits 1951/52 um die Rückkehr nach Harrislee. Aber noch bis Ende 1954 musste die Schule in Eckernförde bleiben. Trotz aller Widrigkeiten gelang es, dort in knapp neun Jahren 8.023 Teilnehmer in 304 Lehrgängen zu schulen.
 


1954: Zurück nach Harrislee

Nach mühevollen Verhandlungen fiel am 05. Februar 1954 endlich die Entscheidung: Die Liegenschaft in Harrislee wurde freigegeben.

Vor Aufnahme des Lehrgangsbetriebes mussten die Gebäude und das Gelände wieder instand gesetzt werden. Diese Arbeiten begannen Anfang Juni 1954 und waren am 25. Oktober 1954 mit der Wiederherstellung des Übungsplatzes beendet.

In Eckernförde endete der letzte Lehrgang am 31. März 1954. Das Personal der Landesfeuerwehrschule bereitete den Umzug und die Ausbildung in Harrislee vor. Sämtliche Werkstätten, Maschinen, Geräte sowie Lehr- und Lernmittel wurden in Eckernförde ausgebaut und mit eigenen Kräften in Harrislee wieder eingerichtet. So konnte bereits am 01. Juli die Schlauchpflegerei, die auch für den Kreis Flensburg-Land arbeitete, ihren Betrieb aufnehmen.

Am 27. Oktober 1954 eröffnete Innenminister Dr. Pagel feierlich die Schule in Anwesenheit geladener Gäste, darunter sämtliche Kreisbrandmeister. Nach einem Rundgang waren alle von den gelungenen Instandsetzungsarbeiten und den guten Ausbildungsmöglichkeiten beeindruckt.

Am 01. November 1954 begannen erneut die Lehrgänge in Harrislee.


Einsatzübungen um 1965

 


1954 bis 1986: Stetige Entwicklung

Der Wirtschaftsaufschwung der Nachkriegsjahre brachte für die Feuerwehren neue Einsatzrisiken. Die Zahl der Einsätze wuchs stark an, die Brandschäden ebenfalls. Die Struktur der Einsätze wandelte sich: Noch schneller als die Zahl der Einsätze zur Brandbekämpfung wuchs die Zahl der technischen Hilfeleistungen. Daher waren die Gemeinden und ihre Feuerwehren gezwungen, sich auf diese neuen Aufgaben einzustellen. Man beschaffte neue Fahrzeuge und Geräte, um den Brandschutz besser sicher zu stellen sowie den neuen Risiken und Aufgaben gewachsen zu sein.

Es gelang den Feuerwehren im Personalbereich, neue Mitglieder zu werben und sie auszubilden, die alten Mitglieder für neue Aufgaben zu motivieren und an neuen Geräten auszubilden.

Für die Nachwuchsarbeit wurden Jugendfeuerwehren gegründet und die Jugendlichen für dieses Aufgabe motiviert.
Auf die sich ändernden Verhält­nisse musste sich die Landes­feuerwehrschule einstellen. Sie hat es erfolgreich getan in Personal- und Lehrangebot, Lehr- und Lernmitteln, zeitgemäßen Fahrzeugen und Geräten, zweckmäßigen Unterrichts- und Unterkunftsräumen.

 


Ein Luftbild von 1986 nach Fertigstellung
des Anbaus (heute Haus C)

 


1993 bis 1996: Entscheidung für den Standort Harrislee

Zwischenzeitlich befindet sich das Gelände der Landesfeuerwehr­schule Schleswig-Holstein mit seinem Übungsgelände umgeben von Ein- und Mehrfamilienhäusern mitten im Ortskern von Harrislee. Die Einsatzübungen, das Brandhaus und der Ausbildungsbetrieb belasteten die Nachbarn und das Übungsgelände selbst entsprach in seiner Größe und den Ausbildungsmöglichkeiten nicht mehr den Anforderungen.

Die Unterkünfte mit ihren Mehrbettzimmern und Gemeinschaftswaschräumen hielten dem Vergleich mit zeitgemäßen Ausbildungseinrichtungen der Erwachsenenbildung nicht mehr stand. Mit der Entscheidung für eine bauliche Neuausrichtung der Landesfeuerwehrschule wurde die Frage des Standortes diskutiert.

Schweren Herzens stimmte der Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein einer Standortüberprüfung zu. Favorisiert wurde lange Zeit das Zusammenlegen mit der damaligen Katastrophenschutzschule des Landes Schleswig-Holstein in Rendsburg. In der Gesamtbetrachtung fiel die Entscheidung erneut auf den Standort Harrislee.

Mit dieser Entscheidung gab es grünes Licht für den Neu- und Umbau der Landesfeuerwehrschule Schleswig-Holstein, für den 16,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wurden.



Bau der Übungshalle AM OXER 1999
 

1999: Das Übungsgelände AM OXER

Auf einem vier Hektar großen Grundstück in einem von der Gemeinde Harrislee ausgewiesenen Gewerbegebiet entstand ein Übungsgelände, das gemeinsam mit dem der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg Maßstäbe setzte. Herzstück dieses Übungsgeländes ist eine 60 Meter lange und 31 Meter breite Übungshalle, in der witterungsunabhängig alle Formen von Einsatzübungen durchgeführt werden können. Straßenzüge mit Übungs- und Trümmerhäusern, eine Atemschutzübungsstrecke, ein elektrifizierter Gleisabschnitt der Deutschen Bahn AG, ein Brandübungsplatz sowie Sozialräume, Werkstätten, Garageneinstellplätze für Einsatzfahrzeuge und Lehrsäle komplettieren das Übungsgelände.


Das Übungsgelände AM OXER 2010

Zwischenzeitlich befindet sich auf dem Übungsgelände auch die Kooperative Regionalleitstelle Nord, die für die Notrufe 112 und 110 der Gebietskörperschaften der Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg sowie die Stadt Flensburg zuständig ist.

Seit 1999 lernen die Führungskräfte der Freiwilligen Feuerwehren und die der Berufsfeuerwehren des Landes Schleswig-Holstein auf diesem Übungsgelände ihr Handwerk. Realitätsnahe Einsatzlagen sollen die Einsatz- und Führungskräfte auf das vorbereiten, was sie im Einsatzfall erwartet. Dass dieses gut gelingt, bestätigen auch die Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmer aus anderen Bundesländern, die hin und wieder an Lehrgängen der Landesfeuerwehrschule Schleswig-Holstein teilnehmen.

 

Bau Haus D im Jahr 2000

2003: Neu- und Umbau der Gebäude SUEDERSTRASSE

Das Gelände der Landesfeuerwehrschule Schleswig-Holstein in der Süderstraße wurde, nachdem der Kreis Schleswig-Flensburg das bis dahin im Erbbaurecht befindliche Grundstück dem Land übereignete, gänzlich neu gestaltet. Die Übungshalle und das Brandübungshaus wurden abgerissen. Die übrigen Gebäude der 1928 erbauten Arbeitervolkshochschule wurden erhalten, aber im Inneren den Anforderungen an zeitgemäße Verwaltungs- und Unterkunftsräume angepasst.

Eingefügt wurden das neue Lehrsaalgebäude, in dessen Erdgeschoss sich der Speiseraum und die Küche befinden sowie das Unterkunftsgebäude mit seinen 96 Einzelzimmern.

Die gärtnerisch reizvoll gestaltete Außenanlage ist eine gelungene Verbindung der alten mit der neuen Bausubstanz. Selten ist, dass die für die Baumaßnahmen zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel in Höhe von 16,5 Millionen Euro nicht vollständig verbraucht wurden, ohne, dass hierbei auf etwas verzichtet wurde, was für einen erfolgreichen Aufenthalt wichtig ist.


Die neuen Gebäude C (Speisesaal, Lehrsäle)
und E (Bettenhaus) in der SUEDERSTRASSE